Die Bevölkerung im ausgehenden Mittelalter

Zusammenfassung

Ende des 15. Jahrhunderts lebten auf dem Gebiet des Standes Schwyz vielleicht 8000 Menschen. Wie überall war die Bevölkerung sehr jung – über die Hälfte war unter 25 Jahre alt – und deren Lebenserwartung sehr tief. Männer, die das zwanzigste Lebensjahr erreicht hatten, konnten mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 50 bis 55 Jahren rechnen, gleichaltrige Frauen mit 44 bis 50 Jahren. Auch in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht unterschied sich die Schwyzer Bevölkerung kaum von jener in anderen Gebieten der damaligen Eidgenossenschaft. Es gab einige wenige sehr vermögende Personen, daneben aber sehr viele, die in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen lebten. Allen Schwyzerinnen und Schwyzern gemeinsam war hingegen ihre überdurchschnittliche Körpergrösse, was vermutlich mit ihrer vergleichsweise eiweissreichen Ernährung zusammenhing.
Die Bevölkerung organisierte sich in allen Teilen des Standes Schwyz in genossenschaftlich geprägten Personenverbänden, die im schriftlichen Quellenmaterial ab dem 15. Jahrhundert immer besser fassbar werden. Häufig überlagerten sie sich gegenseitig, ohne aber vollständig deckungsgleich zu sein. Für die Genossen dürften Regelungen betreffend die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und das bäuerlich geprägte Alltagsleben im Vordergrund gestanden haben. Gegen aussen manifestierten sie ihr kommunales Selbstbewusstsein im gemeinsamen Handeln, etwa in Form von Widerstand gegen einen missliebigen Pfarrer oder durch den Bau eines Rathauses. Gegen innen verstärkten solche Gemeinschaftsaktionen das Zusammengehörigkeitsgefühl zusätzlich. Dies hatte zudem Auswirkungen auf die Gemeindebildung. Im Rahmen des Kommunalisierungsprozesses setzten sich einzelne Personenverbände durch, besonders häufig die Kirchgenossen. Sie bildeten das personale Substrat der spätestens um 1500 überall fassbaren Gemeinwesen, die vielfach bis in die Gegenwart überdauerten.
 

Die Bevölkerung im ausgehenden Mittelalter
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 2, S. 167-201
Autor: Thomas Glauser

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