Wirtschaften im Spätmittelalter
Zusammenfassung
Ähnlich wie andere mitteleuropäische Regionen war das Gebiet des heutigen Kantons Schwyz im Mittelalter weitgehend von der Landwirtschaft dominiert; allerdings machte dieser Raum im Primärsektor grosse Umstrukturierungsprozesse durch: Herrschte in hochmittelalterlicher Zeit eine weitgehende Autarkie, entwickelte sich im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts – nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Bedeutung der Geldwirtschaft – eine kapitalintensive, exportorientierte Vieh- und Milchwirtschaft. Der aufgrund der klimatischen und topografischen Verhältnisse wenig profitable Ackerbau wurde weitgehend aufgegeben. Getreide musste fortan importiert werden; weitere Importgüter waren Wein, Salz und Fertigwaren wie Tuche oder Sensen. Die südlich wie nördlich der Alpen expandierenden Städte verfügten über ökonomisch interessante Märkte für Fleisch- und Milchprodukte. Vieh, Pferde, Käse und Butter wurden in grossem Stil exportiert. Neben der dominierenden Landwirtschaft wurde die Bedeutung des für lokale wie regionale Märkte produzierenden Handwerks in der bisherigen Geschichtsforschung häufig unterschätzt: In grösseren Ortschaften wie Schwyz, Einsiedeln und Lachen, die nicht selten Marktorte mit einem mehr oder weniger weit reichenden Einzugsgebiet waren, entwickelte sich im Laufe des Spätmittelalters ein differenziertes Nahrungsmittel- (Bäcker, Metzger) und Bekleidungsgewerbe (Schneider, Schuhmacher). In diesen Ortschaften entstanden den Wasserläufen entlang häufig eigentliche Gewerbezonen. Ein auf die Pilgerindustrie ausgerichtetes Gewerbe entwickelte sich im Klosterdorf Einsiedeln. Die steigende Bedeutung der Geldwirtschaft zeigt sich an der immer grösser werdenden Rolle des Kredits, der sich vor allem in den Formen der Gültverschreibung abwickelte.
Wirtschaften im Spätmittelalter
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 2, S. 123-145
Autor: Oliver Landolt
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