Bildung 1700-2000
Zusammenfassung
Die Schwyzer Volksschule als staatliche Organisation entwickelte sich wie andernorts im 19. Jahrhundert. Zuvor bedeutete «Schule» für den Grossteil der Bevölkerung hauptsächlich religiöse Unterweisung und sittliche Erziehung. Darüber hinausweisende reformpädagogische Ansätze der katholischen Aufklärung und der Helvetik, die Bildung für alle im Dienste von Demokratie und sozialer Wohlfahrt anstrebten, zeitigten nur in wenigen Schwyzer Gemeinden nennenswerte Wirkungen. Erst mit der Schul-organisation von 1841 wurden die Grundlagen für eine kantonale Schulpolitik geschaffen. 1848 führte der Kanton die Volksschule definitiv ein, mit anfänglich sechs, ab 1877/78 sieben obligatorischen Schuljahren. Eine ausführliche Schulgesetzgebung, besser ausgebildete Lehrkräfte und allmählich einsetzende Subventionen ermöglichten die Durchsetzung der Schulpflicht und überhaupt die Konsolidierung der Volksschule. Sie blieb lange stark konfessionell geprägt, und die Tätigkeit von Lehrschwestern war von elementarer Bedeutung. Einen weiteren Ausbau verhinderten Kinderarbeit, fehlende finanzielle Mittel und die ausgeprägten Abwehrreflexe in den Gemeinden gegen «Schulzwang von oben». Im Bereich der höheren Bildung profitierten Schwyzer Jugendliche von katholischen Privatschulen, die nach dem Sonderbundskrieg zum Teil neu gegründet und in der Folge stetig ausgebaut wurden. Während die Volksschule in ihrer Entwicklung stagnierte, begann dank Bund, Wirtschaft und berufsständischen Organisationen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in der Berufsbildung ein weiterer Ausbau des Schulsystems. Im Vollzug der Bundesgesetzgebung wurden aus den Fortbildungsschulen nach 1937 eigentliche Berufsschulen. Die gesellschaftlichen Veränderungen der 1960er-Jahre korrespondierten mit einem bildungspolitischen Aufbruch und führten zu einer nachhaltigen Bildungsexpansion. Innerhalb weniger Jahre schuf Schwyz kantonale Berufs- und Mittelschulen, baute die obligatorische Schulpflicht und andere Bildungsaktivitäten aus und bietet seitdem für alle schweizweit konkurrenzfähige Bildungschancen.
Bildung 1700-2000
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 5, S. 209-241
Autorin: Beatrice Sutter
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