Verkehr 1712-2005

Zusammenfassung

Dreierlei hat die Entwicklung der Verkehrs- und Kommunikationsnetze im heutigen Kanton Schwyz nachhaltig geprägt: die Lage zwischen den städtischen Zentren des Mittellandes und den Alpen, der Fremdenverkehr sowie die zurückhaltende Staatstätigkeit. Der Status als Durchgangsland zwischen Zürich und den Bündner Pässen einerseits, zwischen Zürich beziehungsweise Luzern und dem Gotthard andererseits führte dazu, dass Schwyz schon im 17. Jahrhundert in überregionale Postverbindungen zu Wasser und zu Land einbezogen wurde. Wie die grossen Eisenbahnlinien im 19. Jahrhundert waren auch die Autobahnen im 20. Jahrhundert Bestandteile nationaler Planungen, die dem Kanton eine bessere Vernetzung über seine Grenzen hinaus bescherten. Ebenfalls Initiativen von aussen zuzuschreiben sind die grossen touristischen Entwicklungen. Auf der Rigi wurde die Erschliessung im 19. Jahrhundert von Luzern her forciert und im Hoch-Ybrig im 20. Jahrhundert von Zürich aus. Selber im Strassenbau aktiv wurde der Kanton ab 1849, mit einiger Verzögerung gegenüber seinen Nachbarn, wobei er ein besonderes Augenmerk auf die diagonalen Verbindungen zwischen Vierwaldstättersee und Zürichsee richtete. Nicht zu vergessen ist das Engagement von Bezirken, Gemeinden und Privaten, das am nachhaltigsten mit dem Bau der Wädenswil-Einsiedeln-Bahn zum Tragen kam. Sie wurde zur Keimzelle der Eisenbahnverbindung zwischen dem äusseren und dem inneren Kantonsteil. Die Tatsache, dass bei Verkehrsbauten die Regionen ideell und finanziell immer stark mit einbezogen wurden, ist dem dezentralen Charakter des Kantons zuzuschreiben.

Die zurückhaltende Staatstätigkeit äusserte sich in einer vom Souverän stets mitgetragenen, von der Beschränkung auf einen bescheidenen Aufgabenkreis und einer knappen Kasse geprägten Politik, in der sich eine Kontinuität seit dem 18. Jahrhundert erkennen lässt. Sie reicht von der Landsgemeinde von 1778, die sich gegen die Übernahme der Instandhaltung des Wegnetzes durch die öffentliche Hand wandte, bis zur Ablehnung einer einmaligen Abkehr vom Verursacherprinzip bei der Finanzierung des Strassenbaus an der Urne im Jahr 2003. Die Zwiespältigkeit dieser Politik zeigt sich anhand der Südostbahn, bei deren Investitionen der Kanton Schwyz in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts den Ton angab. So effizient sie feste Bauten realisierte, so sehr trug sie durch den Kauf von Rollmaterial aus zweiter Hand dazu bei, dass die Bahn als nicht mehr zeitgemässes Verkehrsmittel erschien.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts darf der Kanton Schwyz als nahezu vollmotorisiert gelten. Das Pendeln zur Arbeit über Kantons- und Gemeindegrenzen hinweg ist zur Regel geworden. Auch der Ausflugsverkehr nimmt kontinuierlich zu, allerdings ohne dass alle Strassenbauten mit der Entwicklung Schritt gehalten hätten. Wie nahe der Kanton an die Wirtschaftsmetropole Zürich herangerückt ist, macht der Netzplan der öffentlichen Verkehrsmittel deutlich, die mit dem um die Tarifverbunde von Zug und Schwyz erweiterten Abonnement des Zürcher Verkehrsverbundes benützt werden können. Er beginnt in Bisisthal beziehungsweise Innerthal und reicht bis nach Kaiserstuhl am Rhein im Aargau oder Feuerthalen vor den Toren Schaffhausens.


Verkehr 1712-2005
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 5, S. 99-123
Autor: Paul Schneeberger
 

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