Kunst und Kulturschaffen
Zusammenfassung
Der Geist und die Erkenntnisprozesse der Aufklärung im 18. Jahrhundert erfassten praktisch alle Lebensbereiche, rückten also auch Kunst und Kulturschaffen in einen neuen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Im Land Schwyz hingegen, welches seit dem Mittelalter mit dem Kloster Einsiedeln eine Geistes- und Kulturstätte von überregionaler Bedeutung besitzt, beeinflusste das Gebundensein an das katholische Glaubensgut und an überlieferte Traditionen die Gesellschaft und das Kulturschaffen weiterhin stark.
Dem individuellen schöpferischen Tun im Sinne der Aufklärung fehlte lange die öffentliche Unterstützung. Bildnerisch, musikalisch oder literarisch tätige Menschen konnten sich vorab im kirchlichen Umfeld entfalten. Kunst und Künstler fanden wohl in privilegierten Kreisen Beachtung, und Einheimische profitierten vom Wirken ausländischer Meister. Hingegen nutzten breite Bevölkerungsschichten dieses neu ins Land gebrachte Kulturgut kaum; ein kultureller Aufbruch fand nicht statt. Im Gegenteil: Das Unvermögen von Schwyz, sich nach 1798 politisch und gesellschaftlich neu zu orientieren, brachte das Kulturgeschehen am Übergang ins 19. Jahrhundert zum Erlahmen. Während andernorts Bildung und Wissensvermittlung, aber auch wirtschaftlicher Aufschwung Ansporn für kulturelles Schaffen waren, fehlten in der schwyzerischen Gesellschaft entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten. Lediglich Malerei und plastisches Gestalten im religiösen Bereich blühten weiter, wurden kommerziell genutzt. Hingegen förderten kirchliche und schulische Einrichtungen sowie Vereine nach Kräften das Laienmusizieren, Chorsingen und Theaterschaffen.
Die Zahl der einheimischen wie zugezogenen künstlerisch engagierten Persönlichkeiten blieb im 19. Jahrhundert zwar gering, aber keinesfalls bedeutungslos. Ihnen fehlte jedoch innerhalb des Kantons ein adäquates Umfeld; ihr Schaffen fand wenig Beachtung oder stiess gar auf Ablehnung. Auch im 20. Jahrhundert, als Kunst und Kulturschaffen in der Innerschweiz von einer frischen Zugluft erfasst wurden, war davon in Schwyz wenig zu spüren. Sowohl institutionelle Einrichtungen wie vermittelnde und fördernde Massnahmen fehlten. Erst in den 1960er-Jahren gelangten initiative Kräfte mit der Forderung nach Unterstützung und nach Schaffung gesetzlicher Grundlagen an Regierung und Öffentlichkeit. Ein Netzwerk für das Kulturschaffen entstand; Künstler und kulturell Engagierte erhielten Anerkennung und Förderung. Zusammen mit privaten Institutionen boten Kanton und Gemeinden Kunst- und Kulturvermittlung an. Neben vermehrter Unterstützung eigener kultureller Dienstleistungen anerkannte die 2010 in Kraft getretene Kulturlastenabgeltung auch den Wert des Kulturangebots ausserkantonaler Zentrumsorte.
Kunst und Kulturschaffen
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 6, S. 115-147
Autor: Norbert Lehmann
Interessiert Sie die Schwyzer Kantonsgeschichte?
Dann bestellen Sie die komplette Ausgabe in 7 Bänden.
Jetzt bestellen